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Wissenswertes zur Pathologie

Der Begriff Pathologie geht auf eine altgriechische Bezeichnung zurück. Galenos verwandte den Begriff des Pathologen im 16. Jahrhundert für eine Person, die kundig im wissenschaftlichen Umgang mit Krankheit ist. Jean Fernel machte den Begriff Pathologie populär. Giovanni Batista Morgagni (1682–1771) gilt als Begründer der Pathologischen Anatomie. Sein fünfbändiges Werk De sedibus et causis morborum ("Vom Sitz und den Ursachen der Krankheiten") aus dem Jahr 1761 gilt als Wegweiser für das Fach. In Deutschland ist besonders Rudolf Virchow hervorzuheben, der in Berlin das größte Institut für Pathologie in Deutschland führte und als Begründer der Zellularpathologie gilt.

Mittlerweile arbeiten hierzulande ca. 1800 Pathologen, die sich um die Diagnostik von Krankheiten bei lebenden Menschen kümmern. Meist werden von Krankenhäusern bzw. niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten Gewebeproben bzw. Körperflüssigkeiten entnommen und an eine Praxis für Pathologie oder ein Pathologisches Institut übersandt. Hier wird dann weitere Diagnostik veranlasst. Die Proben, wie z. B. Biopsien aus dem Magen-Darm-Trakt, Muttermale oder Mammastanzen werden in spezieller Fixierungsflüssigkeit (z. B. Formalin) übersandt und in einem ersten Schritt makroskopisch ("mit dem bloßen Auge") begutachtet. Kleinere Biopsien können sofort in Kapseln eingebettet werden, bei größeren Operationspräparaten wie z. B. Dickdarmresektaten muss das Gewebe nach ausreichender Fixierung noch zugeschnitten werden. Meist über Nacht erfolgt eine Entwässerung, bevor das Material dann am nächsten Tag in Paraffin eingeschlossen wird. Von diesen Paraffinblöcken werden nachfolgend hauchdünne Schnittpräparate angefertigt, welche die Pathologin bzw. der Pathologe dann unter dem Mikroskop begutachtet und befundet. Je nach klinischer Fragestellung (z. B. Entzündung? gut- oder bösartiger Tumor?) wird ein spezieller Bericht angefertigt und an den einsendenden Arzt übermittelt. Bei bösartigen Erkrankungen kann ein Fall auch in einem sog. Tumorboard besprochen werden. Hier treffen Spezialisiten aus unterschiedlichen Fachrichtungen zusammen (Chirurgie, Onkologie/Innere Medizin, Strahlentherapie, Radiologie, Pathologie etc.), um alle Aspekte des Falles zu diskutieren und die bestmögliche Therapieoption für den Erkrankten auszuloten.

Insbesondere bei Tumoren folgen in der Regel noch weitere Untersuchungen, um diese zu subtypisieren. Hierzu zählen z. B. die Immunhistochemie bzw. auch die in-situ Hybridisierung. Immer mehr an Bedeutung gewinnt auch die Molekularpathologie, bei welcher bestimmte Mutationen, Amplifikationen, aber auch Translokationen nachgewiesen werden können. Auch können heutezutage schon in wenigen Tagen große Teile des Genoms eines Tumors sequenziert werden. Aus diesen Analysen ergeben sich wiederum gezielte Therapieansätze. Weitere Informationen hierzu finden Sie auf der Internetseite des Zentrums für personalisierte Medizin (ZPM).

Mithilfe der Elektronenmikroskopie lassen sich kleinste Veränderungen auf zellulärer Ebene in größtmöglicher Vergrößerung darstellen, was vor allem bei Störungen der Nierenfunktion eine wichtige Untersuchungsmethode ist. Nähere Informationen hierzu finden Sie auf den Seiten unserer Abteilung für Nephropathologie.

Am Universitätsklinikum Erlangen können auch zytologische Präparate weiter untersucht werden. Erhalten wir beispielsweise einen Abstrich vom Gebärmutterhals, so können wir schon frühzeitig Veränderungen erkennen und rechtzeitig weitere diagnostische Schritte einleiten. Bestenfalls kann damit ein Zervixkarzinom verhindert werden.

Am Pathologischen Institut des Universitätsklinikums Erlangen arbeiten zahlreiche Expertinnen und Experten, welche nahezu alle Organsysteme abdecken und für zahlreiche Kliniken im In- und Ausland als Konsilpartner tätig sind. Die Expertise spiegelt sich auch in unseren umfangreichen Publikationen und unserer Mitwirkung an Buchartikeln in der WHO-Klassifikation maligner Tumoren (sog. Blue Books) wider.

Pathologische Präparate zeigen das Typische eines Krankheitsbefundes oder im Gegenteil eine seltene Ausprägung davon. Sie halten die unterschiedlichen Stadien eines Krankheitsverlaufs fest oder dokumentieren ungewöhnliche Befunde. Präparate krankhaft veränderter Organe gehörten in Erlangen ursprünglich zum Bestand der Anatomischen Sammlung. Die Geschichte der Sammlung beginnt so gesehen mit der Gründung der Universität 1743, denn bereits wenige Wochen nach deren Eröffnung konnte der erste Leichnam seziert und zur Anfertigung von Präparaten genutzt werden.

Ab den 1960er Jahren verlor die bis dahin stetig angewachsene Sammlung an Bedeutung und erlitt erhebliche Verluste. Erst in den letzten Jahren kam wieder Bewegung in ihre Bestände. Heute finden sich noch etwa 1.200 Feuchtpräparate in der Pathologischen Sammlung der Universität Erlangen-Nürnberg. Die meisten von ihnen sind über 100 Jahre alt, ein Archiv des kranken Körpers. Die gefährdetsten Stücke der Sammlung konnten bereits restauriert werden. Aktuell wird sie im Rahmen einer Dissertation wissenschaftlich katalogisiert, um sie sowohl für historische Fragestellungen als auch für medizinische Lehrzwecke neu verwenden zu können. Nach konservatorischer Überarbeitung dienen einige der historischen Präparate bereits wieder der Schulung des ärztlichen Blicks. Angesichts sinkender Autopsiezahlen bieten sie die Möglichkeit, Studierende der Medizin weiterhin am dreidimensionalen Objekt zu unterrichten. Das Vorhaben, die Sammlung wieder zurück in den Hörsaal zu holen, wurde wesentlich von der Stiftung Mercator unterstützt.

Die Untersuchungen dauern bei kleinen und unkomplizierten Proben weniger als drei Werktage, sollten spezielle weitere Untersuchungen nötig sein, wie z. B. immunhistochemische Färbungen, so kann die Untersuchungsdauer auch eine Woche überschreiten. Bei komplizierten und komplexen Fällen bzw. referenzpathologischer Begutachtung kann es bis zum Abschluss der Untersuchungen bis zu zwei Wochen dauern. Für molekulare Untersuchungen sind ab Anforderung ebenfalls bis zu zwei Wochen einzuplanen. Grundsätzlich streben wir einen möglichst raschen Abschluss unserer Untersuchungen sowie eine zeitnahe Übermittlung unserer Befunde an. 

Unser umfangreiches Untersuchungsangebot ist unter Anforderungsscheine Pathologie einsehbar. Bei komplizierten Fällen stehen unsere Referenzpathologen zur Verfügung.

Sammlungen der Friedrich-Alexander-Universität (FAU)

Hier finden Sie eine Vielzahl historischer Sammlungen der FAU.

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